Kind mit einstürzendem Bauklotzturm lachend

Wie wird mein Kind resilient? 
Wie kann man Resilienz bei Kindern fördern?

Es gibt Menschen, von denen man sagt: „Die haut nichts um!“ Tatsächlich unterscheiden sich Erwachsene wie Kinder in Bezug auf ihre Fähigkeit, Krisen und Umbrüche zu meistern. Manche Menschen gehen aus schwierigen Lebensphasen gestärkt hervor. Andere haben es schon nach kleineren Rückschlägen schwer, wieder auf die Beine zu kommen. 
Wissenschaftler:innen nennen diese Fähigkeit, Krisen erfolgreich zu meistern, Resilienz. Denn zu jedem Leben gehören schwierige Phasen wie Trennungen, Umzüge, Unglücke, Todesfälle, Misserfolge. Deshalb ist es wichtig, die Resilienzfähigkeit schon bei Kindern zu fördern. Man muss Kinder fit machen, damit sie auch später in herausfordernden Situationen gut bestehen.

Kind mit einstürzendem Bauklotzturm lachend

Wie entsteht Resilienz?

Um zu verstehen, wie man die Resilienzfähigkeit fördern kann, lohnt sich ein Blick in die Wissenschaftsgeschichte. Wie wurde Resilienz entdeckt? Zur Analyse dieser Fähigkeit betrachteten Wissenschaftler:innen die Biografien von Menschen, die unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen waren. Sie verglichen: Worin unterschied sich das Leben von Menschen, die trotz schlechter Startbedingungen später Erfolg im Leben hatten, von dem Lebensweg derjenigen, die bei gleicher Ausgangslage nicht erfolgreich waren? Der wichtigste Unterschied war, dass die „widerstandsfähigen“ Menschen in der Kindheit mindestens eine feste Bezugsperson hatten, die zu ihnen stand. Jemand, der sie förderte und ihnen vermittelte: Du bist etwas wert! Das klingt logisch, denn wenn ich erlebe, dass jemand jederzeit „an mich glaubt“, gibt mir das Selbstvertrauen für schwierige Zeiten.

Ohne Wertschätzung kein Selbstvertrauen

Was brauchen Kinder, um resilient zu werden? Die wichtigste Bedingung ist wohl, dass Eltern und andere wichtige Bezugspersonen das Kind spüren lassen: Wir glauben an dich, wir trauen dir etwas zu. Statt viel zu warnen und zu kritisieren, sollten Eltern dem Kind einen Vertrauensvorschuss geben, wenn es neue Dinge ausprobiert. Das bedeutet natürlich nicht blindes Vertrauen und unangebrachtes Lob. Denn dadurch würde sich das Kind selbst zu viel zutrauen – und durch Misserfolge schmerzvoll erfahren, dass es die eigenen Fähigkeiten wohl überschätzt hat. Sinnvoll ist dagegen ein Mix aus Zutrauen und Beratung: „Wir wissen, dass du das schaffst. Und wenn du willst, haben wir Tipps für dich, wie es klappen kann!“

Ohne Herausforderung kein Selbstvertrauen

Wenn Menschen durch das Bewältigen schwieriger Lebensumstände resilient werden können, heißt das im Umkehrschluss: Ohne herausfordernde Momente im Leben fehlt der Resilienz der Trainingsplatz. Tatsächlich bieten die Lebensumstände von Kindern in unseren Breiten oft wenig echte Herausforderungen. Viele von ihnen wachsen (zum Glück!) in finanziell abgesicherten Verhältnissen auf, werden vor den allermeisten Gefahren geschützt und in Kita, Schule und Verein sind fast immer Erwachsene zur Stelle, um ihnen über alle Hürden zu helfen. Wer sein Kind in puncto Resilienz fördern will, sollte ihm daher echte Herausforderungen gestatten und zumuten.

Das kann die Erlaubnis sein, den Küchentisch zu erklettern, vielleicht ein Besuch im dunklen Keller, ein eigentlich für Größere gedachtes Ballspiel. Oder die erste Tour mit dem Dreirad, bei der das Kind spürt: Wenn ich das schaffen will, darf ich jetzt nicht aufgeben, sondern muss mich anstrengen. Genauso gut eignen sich auch Geschicklichkeitsspiele wie das Stapelspielzeug „Zwergenstapel“ zum Training der Widerstandsfähigkeit: Schaffe ich es, einen Turm zu stapeln, der nicht umkippt? Wichtig ist, dass der Spielerfolg nicht ohne Anstrengung erreicht werden kann – und manchmal fern erscheint. Denn genau dann, wenn das Kind die Zähne zusammenbeißt und nach kurzem Schimpfen wieder in die Aufgabe vertieft, entsteht Resilienz: Das schaffe ich!

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Ohne Fehler keine Frustrationstoleranz

Aus Fehlern wird man nicht nur klug, sondern auch widerstandsfähig. Echte Herausforderungen im Leben sind die bei denen der Erfolg nicht garantiert ist. Zur Resilienz gehört es, Misserfolge wahrzunehmen und zu akzeptieren. Schon, um daran zu erkennen, was man beim nächsten Mal anders machen könnte … Hier kommen wieder die Eltern als sensible Begleitung ins Spiel. Sie sind gefragt, wenn die Fahrradtour oder der Geigenauftritt in die Hose gegangen sind, um mit dem Kind zu überlegen: Woran lag es? Warum war es trotzdem toll, es ausprobiert zu haben? Über welches Missgeschick kann man im Nachhinein lachen?

Auch Wut gehört dazu

„So ein verd***er Mist!“ Vielleicht am schwersten bei der Begleitung von Kindern fällt es Eltern, angesichts von Misserfolgen mit deren Wut umzugehen. Denn Kinder, die sich etwas zugetraut haben und damit doch scheitern, können furchtbar wütend werden! Aber genau das ist notwendig, sagen Resilienz-Forscher:innen, um stark aus Misserfolgen herauszugehen. Denn durch Schimpfen, Zetern und Toben ruckelt das Kind sein durch den Misserfolg angeschlagenes Selbstwertgefühl wieder zurecht. Würde man Kindern lautes Fluchen oder Heulen verbieten, bekämen sie das Gefühl: Diese Emotion ist nicht erlaubt, ich liege in meiner Wahrnehmung der Situation verkehrt. Eltern, die ihr Kind widerstandsfähig gegen Misserfolge machen wollen, geben also dessen Wut Raum, bis sie verraucht ist. Um dann vorzuschlagen: Na, probieren wir es noch einmal?

Dies ist ein Artikel unseres Gastautors Michael Fink. Er ist als Dozent in der Fort- und Weiterbildung von Erzieher:innen und Lehrer:innen tätig, Mitbegründer einer pädagogischen Fachzeitschrift und Autor von über 50 pädagogischen Fachbüchern.

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