Kind forscht beim Spielen

Zukunftskompetenzen fördern: Problemlösefähigkeit. Wie Kinder die Welt erforschen

Kind forscht beim Spielen

Was passiert, wenn ich hier drücke? Begreifen kommt von Greifen

Licht an, Licht aus! Das kennen wohl alle Eltern: Ihr Kleinkind spielt nicht mit Rassel und Puppe, sondern hat etwas Spannenderes entdeckt – den Lichtschalter. Oder den Knopf der Waschmaschine. Es klappt die Schranktür andauernd auf und zu. Oder es dreht den Wasserhahn auf, immer wieder. Sollte man das Kind von solchem „Unfug“ abbringen und ihm „sinnvollere“ Spiele nahelegen? Oder soll man solche Betätigungen sogar noch unterstützen? Warum beschäftigen sich Kleinkinder überhaupt mit solchen Alltagsdingen so intensiv?

Wichtigstes Forscherthema für Kleinkinder: Der Alltag

Die Antwort, warum Kinder Lichtschalter und Co begeistert untersuchen, ist einfach: Zuerst einmal wollen sie alles, was in ihrer alltäglichen Umgebung ist, genau erforschen. Ihr angeborener Forschergeist treibt sie an, sich die Dinge um sie herum ganz genau anzuschauen. Und weil Kleinkinder alle Sinne trainieren wollen, bleibt es nicht beim Schauen: Die Dinge wollen befühlt und ausprobiert werden, auf ihren Klang untersucht, vielleicht auch in den Mund genommen. Besonders interessant sind dabei die Dinge, die Eltern häufig benutzen, wie zum Beispiel Handys. Da spürt das Kind: Das muss etwas Wichtiges sein!

Ursache und Wirkung erforschen

Manche Gegenstände, die das Kind erforscht, sind nicht allzu interessant. Bei anderen wird das Kind mit spannenden Effekten überrascht: Drückt es auf den Lichtschalter, wird der Raum hell! Beim Drehen des Wasserhahns wird es nass! Und kippt es den Gewürz-Streuer um, kommt ein Pulver heraus, das sogar intensiv riecht und zum weiteren Untersuchen einlädt! 
Klar, dass das Kleinkind solche Effekte immer weiter untersuchen möchte. Schon um festzustellen: Passiert das nur einmal oder immer wieder? Was für uns merkwürdig oder auch nervig sein kann, ist für das Kind sehr aufschlussreich. Denn es versteht dabei Stück für Stück Zusammenhänge in seiner Umwelt. Und beschäftigt sich mit einfachen physikalischen Fragen: Mit gespeicherten Kräften beim Lichtschalter. Mit der Schwerkraft beim herablaufenden Wasser, mit der Schwungkraft bei der mit Schwung zugeklappten Schranktür.

Statt verbieten: Zulassen oder sichere Alternativen anbieten

Sollte man also sein Kind gewähren lassen, wenn es begeistert Geräte anschaltet, den Wasserhahn laufen lässt oder Gewürze auskippt? Ein klares Jein ist die Antwort. Grundsätzlich sollten Eltern das Tun des Kindes unterstützen, wenn es ungefährlich ist und nur ein bisschen nervt. Zum Beispiel Schranktür oder Lichtschalter: Beides schadet nicht und ist ungefährlich. Hier hilft es, sich zu sagen: Je intensiver mein Kind den Effekt untersuchen kann, desto schneller ist dieses „Hobby“ wieder vorbei.

Bei überaus nervigen oder gar gefährlichen Betätigungen helfen Spielzeuge, die den Forschergeist der Kinder genauso anstacheln wie bestimmte Alltagsdinge. Zahnradspiele, Motorikbretter oder Stapelspiele begeistern Kinder mit Effekten, die es zu untersuchen gibt. Und mit Steck-Spielen kann man die Frage „Passt das hier rein“ stundenlang untersuchen – und die gefährliche Steckdose dabei vergessen.

Holz buntes Formensteckspielzeug mit Zahnrädern und verschiedenen Bauklötzchen
Holz Stapelspiel mit bunten Wackelsteinchen
Sortierbox Holz Steiff

Dies ist ein Artikel unseres Gastautors Michael Fink. Er ist als Dozent in der Fort- und Weiterbildung von Erzieher:innen und Lehrer:innen tätig, Mitbegründer einer pädagogischen Fachzeitschrift und Autor von über 50 pädagogischen Fachbüchern.

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